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DIE WELT, 6. November 2008

Blutiger Kurtisanen-Mord
Der japanische Künstler Ushio Shinohara in der Galerie oko

Von Andrea Hilgenstock

In der Galerie oko, spezialisiert auf japanische Kunst, springt einen das pure Leben an - knallbunt und chaotisch. Ushio Shinohara hat dort seine Spuren hinterlassen.

Expressiv und dadaistisch ist der Umgang des Künstlers mit Farbe und Material. Seinen Ruf als enfant terrible des heimischen japanischen Kunstbetriebs eroberte der 76-jährige 1960, als er die "Neo-Dadaism Organizers" gründete, nach jeder Ausstellung seine Arbeiten wegwarf und die Leinwände mit Boxhandschuhen traktierte.

Seine "Boxing Paintings", eine Mischung aus Geschwindigkeit, Aggression und Rhythmus, wurden vom Fotografen William Klein verewigt. Bis heute führt der drahtige, überaus agile Kunstberserker in Museen und anderenorts seine Acrylfarben-Schlagkraft vor.

Dionysisch geht Shinohara, der seit 1969 in New York lebt, aber auch sonst in die Vollen. In der Ausstellung gezeigt werden neben geboxten Bildern fulminante Bildcollagen, die unsere schnelllebige, medienorientierte Zeit spiegeln, und ergänzend dazu ziemlich skurrile Skulpturen.

Dabei komprimiert der Künstler eine Vielzahl von Ansichten auf einer Leinwand oder in Junk-Art-Skulpturen. Bewegung, Bilder und Aktionen überlagern sich in dschungelartigen Bildern, die vor Comic-Figuren nur so wimmeln, aber auch mit Realität gesättigt sind und bisweilen sogar sehr filmisch anmuten. Reizüberflutung vom Feinsten, die Geister, Geishas und Getier vereint. Eifersüchtig beäugt da der Froschgeist ein Liebespaar - die so genannte Oiran (Kurtisane) in Aktion. Wird sich der Zorn des schrillen Wichtes entladen? Der Titel der Ausstellung(s)-Serie: "Blutiger Oiran-Mord", lässt' s vermuten.

Es geht in allen Werken Shinoharas wild zu. Film und Fantasy mischen sich mit Mythologie und Gegenwart, in der das Blutvergießen bekanntlich auch kein Ende nehmen will. Im Gegensatz zur japanischen Nachkriegsmalerei, die sich vom Impressionismus beeindrucken ließ, wählte der Künstler mit dem Irokesenhaarschnitt den Weg der Avantgarde. Kunst als Explosion, nicht dem gängigen Schönheitsideal verpflichtet, aber trotzdem schön.

Die Preise reichen von 2500 Euro für eine Collage auf Leinwand über 8000 Euro für ein Acryl-Gemälde bis 17 000 Euro für die Skulptur "Mantis Rider" (Reiter der Gottesanbeterin).

Schröderstr. 12; bis 15. November. Di-Fr 14-19, Sa 11-18 Uhr.

http://www.welt.de/welt_print/article2682360/Blutiger-Kurtisanen-Mord.html

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